Der Kirchberg bei Ulfa

Auf moosbedecktem Steine ich jüngst mich niederließ,

Frug einen alten Hirten, wie jener Berg dort hieß.

Auf seinen Stab sich stützend, der Greis im Silberhaar,

Sprach ernst von einer Sage, erklingend wunderbar.


„Kirchberg ist jetzt sein Name“ – hob er erzählend an,

„Wie vormals er geheißen, Euch Niemand sagen kann. –

Der Ursprung seines Namens, wer weiß ihn hier nicht, wer ?

Denn allda sollte prangen ein Haus zu Gottes Ehr.“


„Dort in dem blüh´nden Thale das Aug ein Dorf entdeckt,

Mit einer alten Kirche, von Bäumen fast versteckt.

Nicht da – auf Bergeshöhe, die Kirche sollte steh´n,

Dies war des Dorfes Wille; es konnte nicht gescheh´n.“


„Schon hoben auf dem Felsen sich Mauern, fest gebaut;

Der Meister schon im Geiste sein stolzes Werk erschaut.

Der Eichen kräft´ge Stämme fährt man zur Höh´ hinan,

Daß Säulen und Gebälke man füge nach dem Plan.“


„Doch sieh – am frühen Morgen lag uns´rer Stämme Zahl

- Mehrmals ist dies gescheh´n – dort unten in dem Thal;

Denn in den Mitternächten, mit Rossen, weiß wie Schnee,

Da wurden sie gefahren von der Höh.“


„Wer sah nicht Gottes Finger sichtbarlich hier im Spiel ?

Man schloß, daß diese Stelle dem Höchsten nicht gefiel.

Drum ward zur Ehre Gottes dies Haus im Thal erbaut,

Das in dem Strom der Zeiten vor Alter ist ergraut.“


                                K. Roth 



Dieses Gedicht zur Sage vom Kirchberg wurde 1846 im Schottener Intelligenzblatt veröffentlicht.

K. Roth dürfte der Niddaer Schulrektor Konrad Roth, gewesen sein.